AUSFLUGSTIPP
Wer's glaubt wird selig? Das christliche
Wunder.
Noch bis Ende Oktober ist
in Stift Zwettl auf 2000 qm diese fulminante
Ausstellung zu sehen. Sehr beeindruckend ist das multimediale System:
mit dem Kassettenrecorder um Ihren Hals können Sie sich einzelne
Passagen jederzeit nochmals anhören und die Ausstellung in ihrem Tempo
durchlaufen, denn jedes Mal wenn Sie sich einem Ausstellungsobjekt nähern,
beginnt in ihren Kopfhörern eine Stimme zu sprechen.
Mancher wird sich fragen, was
zu diesem Thema ausgestellt werden kann, bleibt doch das Wunder selbst
geheimnisvoll und nicht erklärbar. Lediglich sein Ablauf scheint beschreibbar
– wie immer er sich auch zugetragen haben mag. Eine schier unglaubliche
Fülle an Wunderbeschreibungen hält die Bibel für uns bereit. Sie berichtet
vielfältig von alttestamentarischen Wundern aus der Zeit vor Christi Geburt
und solchen zu seinen Lebzeiten durch ihn.
Die Ausstellung in Stift Zwettl
hat sich des Themas in überraschender Vielfalt angenommen und es ausdrucksstark
aufbereitet. Die Wirkung auf den Besucher greift tief und bewegt. Hierbei
ist von mitentscheidender Bedeutung, dass dem Besucher der Ausstellung
der Zugang zu Räumen ermöglicht wird, die sich tief im Innern des mehr
als 850 Jahre alten Klosters befinden, ihm aber auch den Blick in innere
Höfe der ehrwürdigen Anlage ermöglicht.
Schon der erste Raum lässt „die
Welt da draußen“ vergessen. Im Cellarium, einem früheren Vorratskeller,
wird der Besucher durch Video und Wort mit dem Zisterzienserorden vertraut
gemacht und gewinnt durch ausgesucht exemplarische Exponate Einblicke
in die Geschichte des Klosters Zwettl. Abwärts führt der Weg in den ehemaligen
barocken Weinkeller, in dem mit Hilfe farbiger Lichtprojektionen auf Wände
und Decken Wunderberichte aus der heutigen Tagespresse auszugsweise wiedergegeben
werden. Im nächsten Raum werden mittels faksimilierter Bilder mittelalterlicher
Fresken und Buchmalereien die verschiedenen Arten des christlichen Wunders
präsentiert.
Im Siebenstockkeller ist das
Zentrum der Ausstellung. Installationen zu alttestamentarischen und den
Wundern Christi werden dort gezeigt. Der Raum wird aufgeteilt durch rote
Stoffbahnen, die wie der gleichfarbene Boden das Gefühl von Geborgenheit
vermitteln. Jedes Wunder wird inszeniert, d.h. durch eine Installation
im übertragenen Sinne sichtbar gemacht. Die Geschichte vom Sturm auf dem
See Gennesaret etwa wird symbolisiert durch ein Geflecht aus silbrig glänzendem,
stählernem Draht, der als bedrohende Welle wie als schützendes Nest vom
Betrachter gesehen werden kann. Faszinierend die Idee, die Speisung der
Fünftausend durch einen Kubus mit 500 eingesetzten Tontöpfchen zu symbolisieren,
die Auferweckung des Lazarus durch einen mit Weizenkörnern gefüllten,
riesigen, gläsernen Würfel – scheinbar tot, bergen sie als Samen das Leben
in sich. In diesem Teil der Ausstellung wird der Besucher auf vielfältige
Weise angeregt, den Symbolgehalt der Wunder Jesu in sein eigenes Leben
einzubeziehen, um daraus Kraft für dessen Anforderungen zu gewinnen. Dem
Bereich der Wundersymbole schließt sich ein stiller Raum an, in dessen
Mitte ein Feld mit alten Grabkreuzen installiert ist. Sie symbolisieren
den Auferstehungsgedanken, den zentralen Glaubensinhalt christlicher Verkündigung.
Es folgen sechs Stationen, die
den Besucher mit den Lebensumständen zur Zeit Christi in Palästina vertraut
machen. Auf anschauliche Weise wird der Lebensweg Jesu, werden die Lebensgewohnheiten
der Menschen damals, ihre Arbeit, ihre Wohnkultur, ihre Religion, in Bildern
und Gegenständen dokumentiert. Dazu gehört auch ein Raum, in dem das Klima
der Region nachempfindbar wird; Bildprojektionen mit Landschaften Palästinas
unterstützen diese Suggestion. Der Weg der Besucher führt dann durch einen
mit einer Zeitachse versehenen Gang. Sie erinnert an bedeutende Ereignisse
aus Religion, Politik und Kultur der vergangenen zweitausend Jahre und
mündet in den Gewölbebereich mit den vierzehn heiligen Nothelfern, die
über ihr Leben und über ihre Hilfen berichten.
Den Abschluss der Ausstellung
bildet ein mit 3000 Metern Hanfseil verspanntes Gewölbe – ein symbolischer
Hinweis auf die großen Pilgerwege der Christen. Anhand von Schriften,
Bildern, Kultgegenständen und Pilgerkleidung wird der Jakobsweg nach Santiago
de Compostela dokumentiert.
Lichtumflutet zeigt sich ein
Ausgang aus den alten Gewölben des Klosters in die Natur. Eine Holzbrücke
führt über das Flüsschen Kamp. Chorischer Mönchsgesang erklingt aus dem
Audiogerät, das den Besucher durch die Ausstellung begleitet hat. Das
Ziel war der Weg auf dem der einzelne in Meditation zu sich selbst gefunden
haben mag, das Wunder „Leben“ begreifend, gerade heute in einer Welt zunehmend
unmenschlicher Auseinandersetzungen auf allen Gebieten und in allen Teilen
der Erde. Der Mensch bedarf des Wunders, er wäre sonst ohne Hoffnung.
Wolfgang D. Weithäuser
Noch bis 31. 1^0. 2003 können
Sie die Sonderausstellung täglich von 9 bis 18 Uhr besichtigen.
Weitere Informationen erhalten
sie unter:
www.stift-zwettl.at
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Stift Zwettl
Veranstaltungskalender 2003:
Oktober:
25.. Okt. - Abfischfest
November:
23. Nov. - Wildgala
Dezember:
6. - 8. Dez. - Adventmarkt im Abteihof
13.. - 14. Dez. - Adventmarkt im Abteihof
Vom 29. Nov. - 21. Dez.
findet jeweils an den Wochenenden eine Ausstellung des Waldviertler Künstlers
Karl Moser statt.
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